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Bergwaldprojekt Schneealm (10.06.2018 bis 16.06.2018)

Blog von: Rainer Vogl

Bergwaldprojekt Schneealm (10.06.2018 bis 16.06.2018)

Zuerst mal folgt jetzt nur ein Vorabbericht, den wirklichen bastelt unser Alois. Und das dauert noch ein wenig. Unser Alois hintertreibt nämlich ein Projekt auf der Seniorenuni Krems, dass da lautet: "Ehrenamt und Senioren!!!" Und das wird rein wissenschaftlich, also nicht so wie mein übliches Geschwafel, sondern was Echtes. Das dauert halt.

Am Samstag, den 10.06.2016 haben sich also insgesamt 16 (15) Freiwillige (1 x NL, 2 x BRD, 1 x AFG, 12 x AUT) am Bahnhof Mürzzuschlag versammelt um eine Woche der Almgemeinschaft "Schneealm" unterstützend bei der Latschen- und Germerbekämpfung, zur Hand zu gehen. Alois war schon "oben", denn mit seinen beiden Kettensägen (Benzin und Akku) hat er schon für sich einen ganzen Kofferraum gebraucht.

Nach Aufteilung der Teilnehmer auf die notwendigen Autos haben wir uns über die Mautstraße bis zum Parkplatz hinaufgeschraubt. Genau dort hatten wir mal schon den ersten ordentlichen Regenguss. Den haben wir im Auto abgewartet, dass Gepäck in den Edelweissbus umgeräumt und dann hat sich die Truppe zu Fuß in Richtung Michlbauerhütte in Marsch gesetzt.


So um 16:30 waren dann alle in ihrem "Quartier" eingecheckt und nach einer kleinen Vorstellungsrunde (Name etc.) und einem ordentlichen Abendessen waren wir nicht nur die Einzigen "Oben" sondern auch zeitig im Bett.

Kleiner Einschub: die Hüttenpächter Tom und Judy hatten nicht nur die abendliche Kulinarik ordentlich im Griff (alles GUT) sondern auch die Nachspeisen. Empfehle "Windberg", Eierlikörkuchen und eigentlich überhaupt alles. Spezielles Schmankerl wär der "Kürbislikör" auf Basis Eierlikör. Unerhört GUT.

Am Montag starteten wir um 07:30 los. Manfred Holzer (Geschäftsführer der Almgemeinschaft Schneealm) begrüßte uns auf das allerherzlichste und mit zwei weiteren Almbauern (Otto und Karl) ging es ab sofort den unerwünschten, almflächenverkleinernden Gewächsen an die Wurzel.




Immerhin waren wir mit den drei Almbauern 19 PersonInnen (Hauptsache gegendert!!!) und teilten uns in drei Arbeitspartien auf.

Des Abends war interessanterweise nach 21:30 keiner mehr munter.

Dienstag standen wir um 07:30 schon adjustiert, mit Sägen, Astscheren etc. vor der Tür und vergeudeten keine Zeit, sondern waren ASAP beim Latschenschneiden und Germerausreißen.



Gegen 16:00 allerdings zeigte uns dann die Schneealm warum die höchste Erhebung Windberg heißt. Und nicht nur das - minutenlanger Hagel verwandelte in kürzester Zeit die Alm in (Nomen est Omen) eine Schneealm (war ordentlich weiß, stellenweise 5cm Hagelkörner - also fast Schnee). Samt nur mehr zwei Grad plus. Zum Glück waren alle Trupps bis auf einen bereits in Hüttennähe.





Die mit dem Karl auf seiner Alm beim Karleck (passender Name) waren, hatte es am Rückweg nur leicht abgeregnet. Also sind eigentlich alle noch trocken in die Hütte gekommen. Am Abend stand ein Besuch beim Lurgbauer am Programm. Der Lurgbauer betreibt die östlichste Almkäserei der Alpen. Nach dem Abendessen konnten wir uns noch über die Schwierigkeiten informieren, die so ein "Geschäft" auf 1700m beinhaltet. Muss man sich auch trauen, aber der Erfolg hat sich offensichtlich eingestellt. Noch dazu die Almprodukte (Butter, Topfen, Streichkäse, Bergkäse) ausschließlich in der Region, ohne herkömmliche Vertriebsschiene, abgesetzt werden und natürlich ihren Preis haben. Dafür schmecken sie urGUT. Interessanterweise war ab 21:00 niemand mehr munter, vermutlich die ungewohnte reine Bergluft, die körperliche Arbeit und das üppige Abendessen.

Mittwoch hatten wir zum arbeitsfreien, also Wandertag, erklärt. Das Wetter spielte mit (Anfangs) und alle die wollten sind rüber auf die Bodenalm gewandert. 



Am Rückweg, den Lärchenkogel hinauf, meinte es der Regengott noch gut mit uns, oben dann allerdings nicht mehr. Alle die mit waren konnten nun endlich mal das Regenzeug einer gewissenhaften Echtzeitprüfung (Wassersäule, verschweißte Nähte, atmungsaktiv oder eben nicht usw.) aussetzen.


Fazit: irgendwann ist alles durch. Das tat aber der guten Laune generell keinen Abbruch. Am Abend waren wir im Schneealpenhaus der Ortsgruppe Südwien des ÖGV zum Essen eingeladen. Neue Pächter mit WLAN und unserer Meinung nach noch viel wichtiger: mit guter Küche!!! Diesmal waren einige doch bis nach 22:00 munter.

Der Donnerstag begann höchst unproduktiv.


Feiner Regen, immer noch nicht mehr als zwei Grad Plus und ordentlich Wind. Bis kurz vor Mittag haben wir ausgehalten, aber dann ist es uns zu fad geworden. Vier haben sich im Regengewand und mit Zwickzangen zur Alm beim Karleck aufgemacht und alle anderen sind hinunter zur Mürz um auf Ersuchen des Leiters des "Naturpark Mürzer Oberland" - Andreas Steininger, Neophyten den Garaus zu geben. Neophyten sind quasi invasive, "fremde" Pflanzen. Die da wären: der japanische Staudenknöterich (Knöterich find ich super), das drüsige Springkraut (drüsig ist auch super) und der Riesenbärenklau (drüsiger Knöterich wär mal was). Ich kann ja grundsätzlich Laub- von Nadelbäumen unterscheiden und finde auf Almen mit schlafwandlerischer Sicherheit den Germer und die Legföhre (quasi Latsche) aber damit endet meine botanische Vielseitigkeit (ausgenommen Rosen, Tulpen, Nelken, Gänseblümchen, Löwenzahn, Stiefmütterchen und etc.). Aber seit dem Donnerstag kann ich auch den japanischen Staudenknöterich ausmachen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.



Der Freitag hatte es aber wieder voll in sich. Kein Regen oder Hagel, nur Wind durchsetzt mit Sonnenflecken. Somit marschierten drei voll motivierte Trupps ins Gelände. Fast hatte es den Anschein, als ob ein bisserl ein Wettkampf ausgebrochen wäre.




Die Haufen die wir aufgeschichtet hatten, konnten sich allerdings auch sehen lassen. Am Abend, vor der Zeugnisverteilung (sprich Teilnehmerurkundenüberreichung) hat uns Susanne noch einige Infos über den Germer und die Neophyten mitgegeben. Höchst informativ. Danke dafür. Hab gar nicht gewusst, dass du so eine Kräuterhexe bist.

Für die netten Bemerkungen gegenüber jedem Teilnehmer anlässlich der Urkundenüberreichung ebenfalls Dank.

Für unseren letzten Abend haben sich die Bäuerinnen noch etwas spezielles einfallen lassen - wir alle bekamen ein liebevoll eingepacktes Überraschungsbinkerl mit Topfen und Bergkäse (vom Lurgbauer vermutlich), Wurscht, Biobrot  und Dinkelkekse (vom Michlbauer Selfmade vulgo Fam. Holzer vermutlich ). Manfred bedankte sich im Namen der Almgemeinschaft für unsere Mithilfe und auch wir dankten für unsere herzliche Aufnahme.


Wir sind  uns die ganze Woche rundum verwöhnt vorgekommen (sogar eine Dusche wurde extra eingebaut!!!) und für mich als Wiener ist es zwar angeblich leicht, irgendwo was zum Raunzen zu finden, aber ich wüsste jetzt wirklich nicht wo!

Unsere letzte Nacht verbrachten wir wie die vorigen - wir waren zeitig im Bett. Nach einem ausgiebigen Frühstück kümmerten wir uns wieder um den Gepäckstransport und nach dem alle Fahrgemeinschaften am Bahnhof Mürzzuschlag angekommen waren, zerstreute sich die Truppe in alle Winde.


Schön wars (immer), anstrengend wars (auch), nass wars (ztw.), kalt wars (ztw.) also zusammengezählt: SEHR SCHÖN!!!

LG Rainer





Rainer Vogl

Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl