Schnellsuche
{OeAVBerichtDetailBildAlt}

Mit Zwerg am Berg 2

Blog von: Romy Pexa

Mit Zwerg am Berg
Wie man die besten Packlisten, Wanderziele und Beschäftigungen für unterwegs findet

Teil 2: Wandern mit Baby oder Kleinkind: was, wohin und welche Sachen kann ich machen?

Warum sollte man mit Baby oder Kleinkind überhaupt wandern? Wie stellt man es möglichst stressfrei an? Wer eignet sich als Begleitung? Diesen Fragen ist Teil 1 von „Mit Zwerg am Berg“ gewidmet. Der 2. Teil dreht sich darum, was eingepackt werden soll, wohin es gehen kann und welche Sachen sich auch mit den ganz Kleinen unternehmen lassen.

Was?

„Ich packe meinen Rucksack und nehme mit ...“ Wer das für ein lustiges Spiel hält, war noch nie mit Baby oder Kleinkind wandern. „Wickeltasche, Sonnenschutz, Regenschutz, Proviant ...“ – Die Liste wird immer länger, und trotzdem hat man das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Das Rucksackpack-Spiel mag sich als Gedächtnistraining eignen, zur Vorbereitung einer Tour mit Kinderwagen oder Trage sollte man lieber „schummeln“ und einen Spickzettel zu Hilfe nehmen. Einen, den man sich schon davor in Ruhe zusammengestellt hat.

Abschreiben ist erlaubt, z. B. von einer der unzähligen Auflistungen unterschiedlicher Länge, die man im Internet mit den Suchbegriffen „Baby“ bzw. „Kleinkind“, „Wandern“ und „Packliste“ findet. Natürlich gibt es auch in einschlägigen Wanderführern Listen, die zum Teil recht umfangreich ausfallen. Was braucht man aber wirklich mit? Ein guter Ratgeber ist der vielzitierte Hausverstand. Ob man an einem bewölkten Oktobertag wirklich eine Sonnencreme einstecken muss, darüber lässt sich streiten. Und ein Stofftier mag für die meisten Kinder entbehrlich sein, bei manchen ist ohne den Lieblings-Teddybären (der unterwegs keinesfalls verloren gehen darf) Dauerquengeln vorprogrammiert.

Meine Empfehlung, was wirklich bei jeder Runde – auch bei einem längeren Spaziergang in einer größeren Parkanlage (ja, mit Baby zählt auch das als Wanderung) – dabei sein sollte:
- Geld, Handy und e-Card für Notfälle
- eine Kleinigkeit zu trinken und zu essen bzw. bei voll gestillten Babys eine Wasserflasche für die Mama
- Wickelsachen
- je nach Witterung Sonnenschutz (Kopfbedeckung, Creme mit hohem Lichtschutzfaktor) und/oder Regenschutz, auch fürs Wagerl (Tipp: Ein ganz dünner „Plastiksackerl“-Poncho und eine Mini-Reisetube Sonnencreme passen immer rein.)

Für längere Touren kommt Folgendes dazu:
- mehr Proviant (Die Öffnungszeiten auf den Web-Sites von Lokalen stimmen nicht immer. Manchmal muss man auch die Route ändern und kommt beim eingeplanten Gasthaus gar nicht vorbei.)
- Erste-Hilfe-Set
- Spielzeug je nach Alter
Bei Touren, deren Verlauf man nicht genau kennt, empfiehlt es sich, zusätzlich eine Karte (gibt es auch in elektronischer Form fürs Handy – aber Achtung, der Akku könnte leer werden!) bzw. einen (Kinderwagen-)Wanderführer einzustecken.

Abhängig von Vorlieben, Bedürfnissen und verfügbarem Packplatz kann man zusätzlich noch einpacken:
- Wechselschuhe (für kleine Gatsch-Hupfer und Pritschel-Enten)
- Picknickdecke bzw. für noch nicht so mobile Babys eine kleinere, aber besser vor Nässe, Kälte und spitzen Steinen schützende Gymnastikmatte
- für die ein bisschen Größeren eine Becherlupe und einen Sammelbehälter für Blätter, Kastanien, Steine ...
- Spiel- und Sportgeräte je nach Jahreszeit, z. B. Sandspielsachen, Ball, Rodel ...
- Kamera (wenn man auf eine bessere Bildqualität Wert legt als bei Handy-Fotos)
Reduzieren kann man die Anzahl an Dingen, wenn man gemeinsam mit anderen wandern geht und sich davor ausmacht, dass z. B. eine Familie Ball und Sandspielsachen, die andere eine große Picknickdecke mitnimmt.


Foto: Baby-Lachyoga auf der Gymnastikmatte.

Die ganz persönliche Optimal-Packliste bekommt man, indem man nach jeder Wanderung überlegt: Was habe ich unnötig mitgeschleppt? (Gilt nicht für die Dinge, die immer dabei sein sollten!) Was hätte ich gut brauchen können, aber zu Hause gelassen? So erhält man eine Liste, die einerseits an die Jahreszeiten angepasst ist, andererseits mit dem Kind „mitwächst“. Der Platz, den man gewinnt, wenn man z. B. die voluminöse Wickeltasche endlich weglassen kann, wird allerdings meist schnell von anderen Dingen besetzt.

Und wo verstaut man all das Zeug? Große Packstücke im Kinderwagenkorb (außer, man hat ihn abmontiert – siehe Teil 1), kleinere in einer Tasche für den Wagerl-Griff (praktisch für Sachen, die man griffbereit haben will) oder im (sehr kleinen) Fach, das die meisten Rückentragen haben. Ohne weitere Erwachsene als Begleitung bleibt einem ein zusätzlicher Rucksack (der bei geschulterter Rückentrage zum „Bauchsack“ mutiert) oft nicht erspart.

Wohin?

Ins Hochgebirge? Eher nicht. Bergerfahrung, Trittsicherheit und Kondition der bzw. des Tragenden vorausgesetzt, kann man mit Kleinkindern allerdings auch „richtige“ Bergwanderungen unternehmen. Nur die 2000er sollten schon noch warten.

Für den Anfang sind kurze, leichte Touren vorzuziehen, die man gut kennt und am besten nach folgenden Kriterien auswählt:
- einfache Anreise
- unterwegs viele Bänke oder im Sommer Lagerwiesen zum Stillen, Füttern, Wickeln – und natürlich zum Rasten
- eventuell Lokale (Ihr Kind schiebende oder tragende stillende Mütter können sehr hungrig sein!)
- Möglichkeiten, die Tour abzukürzen, falls es Kind und/oder Erwachsenen doch zu lang wird oder es zu regnen beginnt

Ein paar Tipps, insbesondere für Kinderwagen-Wanderungen:

Die Wege sollten breit genug sein, keinesfalls ausgesetzt und nicht zu steil. Das alles trifft auch auf Mountainbike-Strecken (findet man im Internet) zu. Auf diesen kann man sich sicher sein, dass man nicht plötzlich vor einer Stiege oder einem Zaun mit schmalem Durchlass bzw. Überstieg steht. Einziger Nachteil: vor allem am Wochenende viele Mountainbikerinnen und Mountainbiker.


Foto: Eine „kinderleichte“ Wagerl-Tour.

Gutes Kartenmaterial in Kombination mit zumindest grundlegenden Kenntnissen des Kartenlesens spart unliebsame Überraschungen. Ob die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten auf der Karte tatsächlich die schnellste bzw. mit Kinderwagen überhaupt gangbar ist, hängt nämlich auch von der Steigung – siehe Höhenlinien – ab.

Wer das Recherchieren kinderwagentauglicher Touren lieber anderen überlässt, ist mit einem Kinderwagen-Wanderführer gut beraten. Damit man nicht trotzdem mit unerwarteten Hindernissen konfrontiert ist oder irgendwann keine Ahnung mehr hat, wo es weitergeht, sollte man auf gewisse Qualitätsmerkmale achten: Bei guten Kinderwagen-Führern ist die Wegstrecke auf einer maßstabgetreuen Karte eingezeichnet (keine Handskizze), es gibt eine genaue Wegbeschreibung samt Angabe von Höhenmetern und Gehzeit. Wenn in der Beschreibung steht, man soll den Kinderwagen über einen Zaun heben oder beim Abstieg mit einem Seil sichern (kein Witz!), ist von der Begehung mit Wagerl dringend abzuraten.

Welche Sachen machen?

Will man eine etwas „abenteuerlichere“ Tour wagen, sollte man sich für eine Trage entscheiden und eine zweite Person zum Helfen dabei haben. Wer Gipfelsiege und spektakuläre Landschaften gewohnt ist, muss sich gründlich umstellen: Mit Baby oder Kleinkind kommt man maximal mit halbem Gehtempo voran (bei der Planung berücksichtigen!), wodurch viele interessante Ziele allein schon aus Zeitgründen wegfallen. Den Ablauf der Wanderung – mit vielen Pausen und Jausen – bestimmt der Nachwuchs.

Übrigens wird es definitiv nicht schneller, wenn das Kind die „Selber gehen!“-Phase erreicht hat. Dann jagt es nämlich im Zickzack-Kurs Schmetterlinge, pflückt Blumen, sammelt Steine, Tannenzapfen und sonstige „Schätze“. Für die Mama eine ideale Gelegenheit, „die Welt mit den Augen des Kindes zu sehen“, wie es so schön heißt – und sich in Geduld zu üben. Wem das schwer fällt, dem hilft es manchmal, die Aktivitäten der kleinen Jägerin oder des eifrigen Sammlers mit der Kamera zu verfolgen.


Foto: „Blumenkind“ auf Wanderschaft.

Zu den Pausen: Die bedeuten für kleine Kinder nicht, alle Viere grade sein zu lassen – im Gegenteil! Die Kleinsten erkunden krabbelnd, wie die Welt am Ende der Picknickdecke aussieht, für Größere ist der Spielplatz der erklärte Höhepunkt jeder Wanderung – und der Abschied von diesem kann sich zu einem regelrechten Drama entwickeln. Ein brauchbarer (wenn auch ernährungspsychologisch nicht sonderlich wertvoller) Ratschlag: eine Kleinigkeit zu essen bzw. naschen hilft meist.

So zirka ab dem Kindergartenalter werden noch andere Sachen interessant. Hoch im Kurs steht alles, was mit Tieren zu tun hat, von den Enten im Teich über den Schau-Bauernhof mit Streichelzoo bis zum Tierpark. Spielen am bzw. im (seichten) Wasser ist bei entsprechendem Wetter immer ein heißer Tipp. Wechselgewand nicht vergessen! Je nach Lust, Laune und Jahreszeit bringen Spiel- und Sportgeräte wie Ball, Steigdrache, Laufrad oder Rodel Abwechslung.

Lohnende Ziele sind jetzt auch Aussichtswarten, Burgen und (möglichst interaktiv gestaltete) Lehrpfade. Ein Vorteil: Das ist auch für mitwandernde ältere Geschwister spannend. Zumindest so lange, bis irgendwann alles, was man mit Eltern unternimmt, automatisch in die Kategorie „uncool“ fällt. Spätestens dann ist es an der Zeit, dass die Mama auch wieder ohne Kind wandert, klettert, Mountainbike oder Schi fährt, wo, wie und mit wem es ihr am besten gefällt. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Romy Pexa

 

Berglerin: Romy Pexa
Alle Fotos © Romy Pexa

Zur Seite der Frauenseilschaft >>